Komitee 8
Ethische und völkerrechtliche Implikationen der Nutzung Künstlicher Intelligenz in militärischen Konflikten
(UNIDIR)
Ethische und völkerrechtliche Implikationen der Nutzung Künstlicher Intelligenz in militärischen Konflikten
(UNIDIR)
Chairs: Elias Pashazadeh und Louis Oberhammer
Bewaffnete Konflikte begleiten die Menschheit seit ihren frühesten historischen Aufzeichnungen. Trotz zahlreicher Friedensabkommen, diplomatischer Bemühungen und multilateraler Sicherheitsmechanismen ist eine vollständig konfliktfreie Welt bisher nicht erreicht worden. Auch im 21. Jahrhundert erschüttern regionale und internationale Kriege die globale Ordnung, darunter die russische Invasion in die Ukraine oder der fortdauernde Konflikt im Nahen Osten. Doch während Konflikte fortbestehen, verändert sich die Art und Weise, wie sie geführt werden, und selten zuvor stand ein technologischer Wandel so stark im Zentrum völkerrechtlicher und ethischer Debatten wie heute.
Die Integration künstlicher Intelligenz in militärische Systeme stellt einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel dar. KI-gestützte Technologien beeinflussen Aufklärung, Zielerfassung, Entscheidungsprozesse und zunehmend auch operative Kampfsysteme. Besonders kontrovers wird die Entwicklung autonomer Waffensysteme (AWS) und sogenannter Lethal Autonomous Weapon Systems (LAWS) diskutiert. Befürworter argumentieren, dass präzise algorithmische Entscheidungslogiken menschliche Fehler reduzieren und den Schutz von Zivilpersonen verbessern könnten. Gleichzeitig verweisen Wissenschaft, Zivilgesellschaft und internationale Organisationen auf die Risiken von algorithmischer Voreingenommenheit, fehlender Rechenschaftspflicht und der möglichen Entkopplung tödlicher Gewalt von menschlicher Kontrolle.
Aus Sicht der internationalen Gemeinschaft stellen sich entscheidende Fragen: Lassen sich zentrale Prinzipien des humanitären Völkerrechts, darunter Unterscheidung, Verhältnismäßigkeit und Vorsicht, technisch umsetzen und verlässlich garantieren? Wer trägt Verantwortung, wenn ein autonomes System einen rechtswidrigen Angriff durchführt? Und wie kann gewährleistet werden, dass KI-gestützte Systeme nicht zu einer neuen Form unkontrollierbarer oder eskalierender Rüstungsspiralen beitragen?
UNIDIR bietet einen diplomatischen Raum, um diese Fragen konstruktiv und pluralistisch zu diskutieren. Ziel ist es, bestehende internationale Normen mit technologischen Realitäten abzugleichen, offene rechtliche Lücken zu identifizieren und mögliche Governance-Modelle zu entwickeln – einschließlich Regulierung, Transparenzmechanismen, Rüstungskontrollen und ethischer Leitlinien. Dabei steht eine zentrale Frage im Vordergrund: Welche Rolle soll der Mensch in Entscheidungen über Leben und Tod in zukünftigen Konflikten weiterhin einnehmen?